Vor ein paar Tagen hat mir ein Freund geschrieben, dass untypischerweise sein Bruder auch Borderliner sei. Daraufhin hatte ich ihn gefragt, weshalb das untypisch sei. Er erklärte mir dann, dass der Arzt behauptet hat, dass Borderline eine Frauen-Krankheit sei.
Ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ist die Wut oder die Enttäuschung schwerer? Es macht mich auch etwas traurig, dass ein Arzt sowas behauptet. Ich habe viel über Borderline gelesen und gehört, aber ich habe zuvor noch nie gehört, dass es eine Frauen-Krankheit sei.
Die Recherche
Ich habe mich dann an meinen Laptop gesetzt und doch mal geguckt, ob ich irgendetwas zu dieser Behauptung finde. Fehlanzeige. Ich habe nichts gefunden, wo darüber geschrieben wird, dass es eine Frauen-Krankheit sei.
Ich habe mir einiges durchgelesen und nach Studien gesucht. Nachdem ich alles durchgelesen habe, habe ich es für mich zusammen gefasst. Laut klinischen Studien ist es so, dass nur 25 % der Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung männlich sind. Also sind die Frauen mit 75 % die Mehrheit. Klinische Studien sind allerdings nicht so genau. Frauen gehen schneller zu einem Arzt, Psychologen oder Therapeuten als Männer. Das ist nur eine Verallgemeinerung. Natürlich rennt nicht jede Frau mit allem direkt zum Arzt, aber ich denke, ihr wisst was ich meine.
Laut allgemeinen Studien ist es nämlich ausgeglichen. Die paar Prozente die, die Frauen mehr haben, sind nicht nennenswert. Borderline ist also keine typische Frauen-Krankheit!
Wie kann es zu der Behauptung kommen?
Männer haben meistens zu viel stolz um zuzugeben, dass sie krank sind oder ein Problem haben. Das finde ich sehr schade, da solche Krankheiten eine Therapie brauchen. Ich persönlich, sehe es eher als Stärke, wenn ein Mann zum Arzt geht. Er ist dann stärker als sein stolz und das schaffen nicht viele.
Seitdem ich mich mit meiner Krankheit auseinandersetze, habe ich viele Menschen kennengelernt, die auch eine psychische Krankheit haben oder jemanden kennen, der krank ist. Und häufig bei Männern bekomme ich mit, dass sie es zwar wissen, aber wegen ihres stolzes es sich nicht ganz eingestehen können. Also Männer: Ignoriert euren stolz und kümmert euch um eure Gesundheit. Es ist keine Schande, wenn man zu den Betroffenen gehört.
Der Zusammenhalt
Wir Borderliner sind nur ungefähr 3 % der Weltbevölkerung und wir müssen zusammenhalten und uns unterstützen. Und es ist egal, ob männlich oder weiblich.. Ob jung oder alt.. Ob Betroffener oder ehemaliger Betroffener. Menschen, die nie Borderline oder eine andere psychische Krankheit hatten, werden uns nie so gut verstehen, wie wir selber. Viele geben sich wirklich Mühe, um uns zu verstehen und wollen uns helfen. Wir müssen uns bloß helfen lassen und den Helfenden erklären, was sie noch nicht ganz verstanden haben. Es gibt aber auch einige, die uns durch unsere Krankheit nicht mögen. Es klingt vielleicht hart, aber diese Leute müssen wir aus unserem Leben verweisen. Die ziehen uns nur unnötig runter und wir haben schon genug Probleme und Sorgen, die uns runterziehen.
Unterschiede zwischen Mann und Frau
Wie ich euch schon in meinem ersten Beitrag „Mein Weg zur Borderline-Persönlichkeitsstörung“ erzählt habe, ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine sehr komplexe psychische Krankheit. Es gibt verschiedene Typen von Borderline und auch unterschiedliche Symptome. Die erläutere ich aber in einem späteren Beitrag genauer. Jetzt will ich bloß kurz darauf eingehen, dass Männer zum Beispiel öfter eher mit Aggressionen ihre Probleme haben. Wobei Frauen eher mit Gefühlen und deren Sensibilität zu kämpfen haben.
Mein Fazit
Mein Fazit zu alledem ist, dass es egal ist, ob der Betroffene männlich oder weiblich ist. Beides ist möglich, aber beide haben dieselbe Krankheit. Es ist aber möglich, dass die Symptome unterschiedlich sind und unterschiedlich ausgeprägt sind. Wir sollten trotzdem alle zusammenhalten und niemand ist schlechter als der andere.
Was sagt ihr denn zu der Behauptung, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine Frauen-Krankheit sein soll?
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