Symptome von Borderline

Borderline wird auch als emotional instabile Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Daran erkennt man dann schon die ersten drei Symptome. Wir sind emotional, instabil und haben ein unklares Bild von uns selbst. Die Symptome, die ich hier gleich aufzähle und beschreibe, treffen natürlich nicht auf jeden zu. Nicht jeder hat alle Symptome. Es gibt zwei Typen von Borderline. Der eine ist der Impulsiv-Typus und der andere der Borderline-Typus.

Der Impulsiv-Typus

Wie der Name es wohl schon erklärt, ist dieser Typus für sein impulsives Verhalten bekannt. Betroffene neigen dazu, sich schneller zu streiten und impulsiv zu handeln. Oftmals handeln sie, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Sie denken einfach nicht darüber nach, was nach ihrer Handlung passieren kann. Wenn sie jetzt etwas machen oder sagen wollen, tun sie es einfach. Ganz nach dem Motto „wird schon schiefgehen“.

Patienten dieses Typus neigen dazu, schneller Wutausbrüche zu bekommen, die sie nicht kontrollieren können. Sie sind dann auch wütend, ohne einen für sie erkennbaren Grund. Sich wieder zu beruhigen, fällt ihnen sehr schwer. Man sieht auch oft bei ihnen, dass es ihnen schwerfällt, Aufgaben kontinuierlich durchzuführen, wenn sie nicht unmittelbar nach Beendigung der Aufgabe, belohnt werden. Dazu sind ihre Stimmungen wirklich sehr unberechenbar. Das ist ein sehr auffälliges Symptom.

Der Borderline-Typus

Bei dem Borderline-Typus sind dann zusätzlich noch eher die emotionalen Symptome im Vordergrund. Betroffene dieses Typus haben meistens ein gestörtes Selbstbild. Das heißt, dass sie nicht genau wissen, wer sie sind und was sie wollen oder eben nicht wollen. Es fällt ihnen schwer, Ziele oder Wünsche zu haben, weil sie sie nicht wissen und es ihnen auch schwerfällt, diese zu erlangen.

Ein auffälliges Verhalten ist, dass Betroffene meistens intensive aber auch instabile Beziehungen haben. Dabei ist es egal, ob es um eine Beziehung mit dem Lebenspartner geht oder um eine einfache Freundschaft. Sie stecken alles in diese Beziehung, aber zweifeln sofort, falls der Gegenüber zum Beispiel einmal nicht für sie da sein kann oder einen kleinen „Fehler“ macht. Patienten dieses Typus tun bedingungslos eigentlich fast alles, um nicht verlassen zu werden. Dabei kann es sein, dass sie einfach bloß weinen, um dadurch den Partner zu überzeugen, sie nicht zu verlassen oder es kann auch so weit gehen, dass sie dem Partner drohen, sich etwas anzutun, falls er sie verlässt. Das ist dann wieder ein Verhalten ohne an die Konsequenzen zu denken. Also eher ein Verhalten des Impulsiv-Typus. Das erkläre ich euch gleich.

Viele drohen auch nicht nur oder drohen erst gar nicht und zeigen selbstverletzendes Verhalten (SVV). Wenn sie mit einer Situation oder einem Gefühl oder einfach mit sich selbst überfordert sind, neigen viele dazu, sich selbst etwas anzutun. Die meisten haben auch mehrmals am Tag das Gefühl der inneren Leere. Das ist ein schreckliches Gefühl und man kann es sich glaub ich nicht vorstellen, wenn man es nicht selber mal erlebt hat. Während dieser inneren Leere fühlt man sich sozusagen wie eine Hülle. Man sieht, dass man lebt, aber innerlich ist alles komplett leer. Wenn man probiert da wieder herauszukommen und probiert an etwas zu denken, kann man den Gedanken nicht mal richtig anfangen. Er wird sofort wieder abgebrochen und alles ist leer. Man hat keine Gedanken und keine Gefühle. Man fühlt sich unmenschlich.

Welcher Typus bin ich?

Der Impulsiv-Typus und der Borderline-Typus haben jeweils 5 auffällige Symptome. Bei dem Impulsiv-Typus sind es die Neigung zu Streitereien/ zu handeln, ohne an die Konsequenzen zu denken/ die Neigung zu unkontrollierbaren Wutausbrüchen/ dass sie ohne Belohnungen kein Durchhaltevermögen haben und ihre unberechenbaren Stimmungen. Bei dem Borderline-Typus sind es das gestörte Selbstbild/ die intensiven aber zugleich instabilen Beziehungen/ dass sie alles tun, um nicht verlassen zu werden/ die Drohung und Durchführung von SVV und das Gefühl der inneren Leere.

Wenn man mindestens 3 der obigen genannten 5 Symptome des Impulsiv-Typus hat, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass man zu diesem Typus gehört. Wobei das erste aufgezählte Symptom dabei sein muss. Wenn man zusätzlich zu den 3 Symptomen vom Impulsiv-Typus noch mindestens 2 Symptome des Borderline-Typus hat, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass man zum Borderline-Typus gehört.

Macht aber bitte keine Selbstdiagnose und steigert euch da rein, dass ihr jetzt eventuell an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden könntet. Wenn ihr Übereinstimmungen findet und euch unsicher seid, geht bitte zu einem Arzt und erzählt ihm eure Bedenken. Er oder sie wird dann mit euch alles weitere besprechen und ihr werdet vielleicht erstmal zu einem Psychologen oder eine Psychologin weitergeleitet, die euch dann erzählt, ob eure Bedenken berechtigt sind oder nicht. Wenn ihr Fragen zu einem Symptom habt oder anonyme Unterstützung braucht, um den Schritt zum Arzt zu schaffen, könnt ihr mir auch gerne schreiben. Ihr könnt unter diesem Beitrag einen öffentlichen Kommentar verfassen oder ihr schreibt mir hier privat.

Symptome mit genauerer Erklärung

Gefühle & Emotionen

Gefühle sind bei uns Borderlinern ein kritisches Thema. Durch unsere starken und schnellen Stimmungsschwankungen fällt es uns nicht immer so einfach, einfach zu leben. Diese Stimmungsschwankungen sind unberechenbar und wir können sie nicht immer kontrollieren. Jetzt könnten wir vor Freude platzen und im nächsten Moment sind wir unheimlich traurig. Es ist fühlt sich an wie eine unkontrollierbare Achterbahnfahrt. Zudem sind wir oft sehr sensibel. Bei mir ist das zum Beispiel so, dass mir sofort die Tränen kommen, wenn man mir gegenüber auch nur leicht die Stimme erhebt. Ich will das zwar nicht, aber ich schaffe es nicht, es zu kontrollieren. Wir sind schnell mit Situationen überfordert und sie setzen uns unter Druck, welches sich dann oft mit der inneren Anspannung bemerkbar macht, welches manchmal auch in einem zittern enden kann. So ein Zustand hält glücklicherweise nicht sehr lange an, aber dafür ist dieses Gefühl sehr stark und erzeugt eine starke Unruhe in uns.

Impulsiv

Wir sind uns oft auch unsicher, was wir tun oder wollen. Wie oben schon genannt, handeln wir oftmals impulsiv. Es fällt uns schwer, unsere Gefühle und Impulse zu kontrollieren. Wie reagieren auch schnell über und suchen nach Streit und bekommen dann einen unkontrollierbaren Wutausbruch. Der Grund für unsere explosiven Handlungen sind oft unsere starken Selbstzweifel, die wir irgendwie überspielen wollen. Dadurch dann auch die Handlungen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Dafür ist keine Zeit und daran denken wir in solchen Situationen nicht. Unser instabiles Selbstbild ist dabei nicht hilfreich. Da wir nicht wirklich wissen, wer wir sind, zweifeln wir das meiste an, was wir machen. Es fällt uns dadurch auch schwer Ziele zu verfolgen. Da wir nicht wissen, wer wir sind und was wir wollen, ändern sich unsere Pläne immer wieder und wieder.

Dissoziatives Verhalten

Wir haben auch dissoziative und paranoide Verhaltensmuster. Das paranoide kommt zum Beispiel bei einem Anfall. Da haben wir einen „fremden“ in unserem Kopf, der uns steuert. Eigentlich ist aber klar, dass da keiner ist. Es fühlt sich aber so echt an. Oftmals denkt man auch, dass man verfolgt wird, obwohl keiner da ist. Oder man fühlt sich beobachtet. Dissoziation bedeutet, dass man eine veränderte Wahrnehmung hat und dadurch entstehen dann auch Erinnerungslücken zum Beispiel während eines Anfalls. Es ist aber auch möglich, dass dadurch Bewegungsstörungen hervorgerufen werden. Zudem gibt es auch noch die Derealisation und die Depersonalisation. Bei der Derealisation wirkt unsere ganze Umwelt auf uns fremd. Das hatte ich auch in meinem Beitrag über meine Anfälle erklärt. Da musste ich aus meiner Wohnung flüchten. Es fühlte sich alles so fremd an. Bei der Depersonalisation wirkt einem sein eigenes ich fremd.

Typisches Schwarz-Weiß-Denken

Borderliner sind auch besonders für ihr Schwarz-Weiß-Denken bekannt. Wenn wir jemanden kennenlernen verstehen wir uns vielleicht gut mit ihm, aber plötzlich aus dem nichts heraus, weisen wir die Person von uns ab. Wir haben Angst vor Nähe, aber zugleich haben wir auch Angst davor, alleine zu sein. Mit beidem können wir nicht gut umgehen und wollen beides haben, aber irgendwie auch nichts davon. Wir wechseln immer zwischen klammern und abweisen. Daher ist es schwer für uns, stabile Beziehungen zu führen.

Gefühl der inneren Leere

Das Gefühl der inneren Leere hatte ich oben auch schon angesprochen. Während wir diese innere Leere fühlen, haben wir Schwierigkeiten mit unserer eigenen Identität. Dieses Problem kommt zustande, weil uns unsere eigenen Ziele und Wünsche fehlen. Diese haben wir wiederum nicht, weil wir ein unklares Selbstbild haben. Es scheint ein nie endender Teufelskreis zu sein. Alles baut aufeinander auf und fängt immer wieder von vorne an. Da wir uns oft alleine und verlassen fühlen, haben wir auch oft starke Langeweile. Deswegen liegen wir auch einfach mal Tage lang im Bett oder auf der Couch und machen nichts. Wir wissen weder was wir machen wollen, noch mit wem wir was machen sollen. Andere wiederum suchen sich dann immer wieder neue Beschäftigungen.

Selbstverletzendes Verhalten

Dann haben wir noch das wichtige Thema mit der Selbstverletzung und den Suizidversuchen. Zu sowas kommt es oft durch unsere innere Anspannung. Durch die Anspannung fangen wir auch oft an zu zittern und bewegen uns unkontrolliert bzw. bemerken nicht, was wir gerade machen. Die meisten spüren diese innere Anspannung mehrmals am Tag. Dieser Zustand entsteht sehr schnell, aber nimmt nur langsam wieder ab. Für die Betroffenen ist nicht immer ein erkennbarer Grund zu sehen. Um aus diesem Gefühl der Anspannung wieder herauszukommen, fügen wir uns Schmerzen zu. Die einen machen das indem sie sich ritzen. Andere wiederum kämpfen mit Alkohol oder anderen Drogen dagegen an. Manche bekommen sogar eine Essstörung. Denn wir machen das alles nicht nur, um vor der Anspannung zu fliehen oder uns selbst wieder zu fühlen. Wir machen das auch manchmal, um uns selbst zu bestrafen. Zum Beispiel wenn uns nach einer Handlung die Konsequenzen klar werden. Viele verhalten sich dann auch risikoreich. Die einen rasen mit dem Auto rum, andere haben risikoreichen Sex oder manche betreiben risikoreiche Hobbys. Aber nicht jede dieser Tätigkeiten ist ein Suizidversuch. Wir probieren bloß verzweifelt uns in den Griff zu bekommen.

Mein Fazit

Also in meinen Augen, habe ich alle Symptome, die ich oben aufgezählt habe. Ob das aber wirklich stimmt oder nicht, kann ich nicht sagen, weil ich noch nicht bei einem Therapeuten bin. Das ist bloß eine Vermutung. Diese Vermutung habe ich aber nie vor meiner Diagnose gehabt. Ich weiß aber, dass ich das alles in Griff bekommen kann. Bloß nicht ohne Hilfe. Man sollte sich dieser Krankheit nicht alleine stellen, wenn man die Möglichkeit hat, professionelle Hilfe zu bekommen.

Und ich wiederhole mich nochmal. Falls dir auffällt, dass einige Symptome zu dir passen, reden bitte mit jemandem drüber und gehe bitte zu einem Arzt. Wenn du eine Frage zu etwas hast, kontaktiere mich einfach. Stelle bitte keine Selbstdiagnose auf. Wir Menschen neigen dazu, zu denken, dass wir etwas haben, was wir gar nicht haben. Wie zum Beispiel Phantomschmerzen. Wie soll etwas schmerzen, was nicht mehr da ist? Oder man sollte sich auch keine Nebenwirkungen durchlesen, wenn es nicht sein muss. Wenn ich mir von einem Medikament die Nebenwirkungen nicht durchlese, vertrage ich es in der Regel, aber wenn ich sie mir durchlese, bekomme ich mindestens eine der dort aufgelisteten Nebenwirkungen. Unser Unterbewusstsein bekommt mehr mit und kontrolliert uns stärker, als wir vielleicht denken.

Tanja Verfasst von:

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