Meine weiteren Sinne

Ich weiß bis heute nicht, wie ich es nennen soll. Ob es Sinne sind oder Gaben oder wie auch immer. Für mich sind es jetzt einfach weitere Sinne. Ich habe davon drei Stück. Zwei davon sind eigentlich bloß Charaktereigenschaften, die sehr stark ausgeprägt sind und eins kann ich hier nicht mal eben kurz zusammenfassen. In diesem Beitrag möchte ich euch die drei Sinne genauer erklären.

Endlich ist hier der Beitrag über meine Sinne, den ich in meinem Beitrag, in dem ich über Meine Probleme im Alltag geschrieben habe, erwähnt habe. Die zwei Charaktereigenschaften, die ich gleich erkläre, könntest du auch kennen. Die sind also nicht so besonders. Klar, bei mir sind sie vielleicht ausgeprägter als bei dir, aber im Prinzip hat jeder diese Eigenschaften. Es kommt halt immer darauf an, was man daraus macht oder was daraus gemacht wurde. Ich kann es nämlich nicht wirklich kontrollieren. Die Eigenschaften sind immer präsent und begleiten mich überall mit hin. Es sind wirklich schöne und hilfreiche Eigenschaften, aber sie können mich auch sehr belasten, weil sie mich nie in Ruhe lassen und dadurch mir einiges erschweren.

Empathie

Empathie besitzt wohl jeder Mensch. Ist also eigentlich kein weiterer Sinn. Manche besitzen allerdings nur sehr wenig Empathie und andere hingehen umso mehr. Wie ich es schon in einem anderen Beitrag erklärt hatte, hilft uns unsere Empathie dabei, mit anderen Menschen umzugehen. Durch unsere Empathie, sehen und verstehen wir die Gefühle anderer Menschen und wissen, wie wir mit diesen Gefühlen umgehen müssen. Wenn wir sehr viel Empathie besitzen, wissen wir meistens auch, wie unser Gegenüber auf unser Handeln reagieren wird.

Bei mir ist die Empathie sehr stark ausgeprägt. Ich weiß auch von Fremden, die mir entgegenkommen, wie sie sich fühlen. Und manchmal kann ich sogar erahnen, wieso es ihnen so geht. Ich hatte das mal ausprobiert. Bei einem Fremden kam es so rüber, als wäre er traurig. Es kam in meinen Augen so rüber, als ob es was mit Herzschmerz zu tun hatte. Ich konnte es mir nicht weiter mitansehen und ich wollte wissen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.

Ich bin also zu ihm hin und habe ihn darauf angesprochen. Er war wirklich traurig, weil er einen schlimmen Streit mit seiner Partnerin hatte und nicht wusste, wie es jetzt weitergeht. Die Unterhaltung mit mir tat ihm gut. Also war meine Vermutung richtig, dass ich ihm damit helfen könnte, wenn ich ihn anspreche. Was jetzt allerdings aus ihm und seiner Partnerin geworden ist, weiß ich nicht. Er war und ist immer noch ein Fremder für mich und ich habe ihn seitdem nie wieder gesehen.

Das war jetzt nur ein Beispiel. Bei Freunden ist es natürlich leichter. Ich weiß dann unbewusst, was ich sagen oder machen muss. Geht es einem Freund zum Beispiel schlecht, weil er vielleicht sogar auch psychisch krank ist und gerade eine schlechte Phase hat, weiß ich, wie ich handeln muss. In so einer Situation gibt es unterschiedliche Wege, die man gehen kann.

Zum einen kann man Mitleid zeigen. Man könnte die Person aber zum Beispiel auch in den Arm nehmen und ihm sagen, dass man ihn versteht und sowas auch schon durchgemacht hat (aber nur, wenn es auch die Wahrheit ist. Spielt Menschen nichts vor. Das könnte bös nach hinten losgehen!!). Zum anderen könnte man die Person auch von dem Thema ablenken. Dabei ist es hilfreich, wenn man befreundet ist und weiß, welches Thema der Person gefallen könnte. Dabei sollte man das Thema grob im Kopf überschlagen, damit man sicher gehen kann, dass das Thema nicht wieder in die schlechte Phase hineinführt. Oder man spricht die Person ganz offen darauf an, was los ist. Manchmal lockert sich die ganze Situation auf, wenn man einfach geradewegs darauf zu rennt.

Diesen ganzen Prozess von „Emotion erkennen“ bis hin zu „mein Gegenüber hat auf mein Handeln (positiv) reagiert“, passiert fast komplett in meinem Unterbewusstsein und dauert bloß ein paar Sekunden. Ich weiß meistens einfach, was ich machen muss, um meinem Gegenüber eine Emotion oder Reaktion entlocken zu können. Wenn man das so schreibt, klingt das irgendwie stark nach Manipulation. Im entferntesten Sinne könnte man das vielleicht auch so sehen. Allerdings mache ich es zum einen unbewusst und zum anderen ist es immer mein Ziel, dieser Person zu helfen. Ich habe nicht vor, anderen damit zu schaden. Manchen Leuten hilft es auch, wenn man die Stimmung von ihm ignoriert und so tut, als wäre nichts. Diese Person bekämpft es dann nämlich gerade selber und wenn er dann Hilfe angeboten bekommen würde, wüsste er nicht so recht, was ich damit anfangen soll. Er kann sie gerade einfach nicht gebrauchen.

Um sowas einschätzen zu können und schnell reagieren zu können, braucht man allerdings im besten Falle eine sehr hohe Empathie. Was aber auch ganz wichtig bei dem Thema ist, sind die Menschenkenntnisse.

Menschenkenntnisse

Zusätzlich zu meiner sehr hohen Empathie besitze ich auch gute Menschenkenntnisse. Dieses Duo ist fast unschlagbar. Man kann mir bloß sehr schwer etwas vorspielen. Um das zu schaffen, muss mein Gegenüber selber davon komplett überzeugt sein, dass er sich so fühlt. Allerdings hilft nicht mal das jedes Mal. Ich kannte die Emotionen anderer schon, bevor sie sie kannten. Genauso wie ich öfters weiß, dass andere gleich machen werden, obwohl sie es noch nicht getan haben und es selber noch nicht wissen. Das zähle ich in meinen Augen dann auch zu einem weiteren Sinn.

Es ist eigentlich ganz praktisch, manchmal zu wissen, was gleich passiert. Allerdings kann es auch sehr belastend sein. Ich habe dann zum Beispiel immer das Gefühl, dass ich handeln muss und wenn ich weiß, dass ich es nicht alleine schaffe, weil gleich vor der Kneipe eine Schlägerei startet, muss ich Hilfe holen. Da gibt es bloß ein Problem. Stell dir mal vor, ich komme jetzt zu dir und sage dir, dass gleich vor der Tür eine Schlägerei beginnen wird. Dann guckst du raus und draußen ist gute Stimmung. Alle lachen, tanzen und trinken. Was denkst du dann? Wahrscheinlich denkst du, dass ich doch verrückt sei. Naja aber kurze Zeit später kommt es dann zur Schlägerei. Dann gucken die anderen doof aus der Wäsche. Also die, denen ich probiert habe, das zu erklären.

Ich bekomme fast immer, fast alles um mich herum mit. Ob ich möchte oder nicht. Ich war zum Beispiel auf einem Geburtstag und hatte jemanden kennengelernt, mit dem ich mich gut unterhalten habe. Eigentlich wollte ich mich bloß auf das Gespräch konzentrieren. Das klappte allerdings nicht, weil ich zum Beispiel gemerkt hatte, dass es hinter mir gleich eine kleine verbale Auseinandersetzung geben wird. Da ich aber wusste, wo der Typ sich herumgetrieben hat, hatte ich mich da eben eingemischt und ihr alles erklärt. Danach habe ich mich weiter auf das Gespräch konzentriert.

Dann fragte eine andere Person nach einem Feuerzeug. Keiner hatte reagiert. Dann fragte dieselbe Person nochmal nach einem Feuerzeug. Da immer noch keiner reagiert hatte, hatte ich kurz auf den Tisch geguckt und habe ihm eins gegeben. Danach war ich wieder im Gespräch drin und nahm währenddessen das Feuerzeug wieder zurück. Dann fragte eine andere Person nach einem Feuerzeug und dasselbe Spiel lief nochmal ab. Ich hatte also mein Umfeld die ganze Zeit im Blick und das, obwohl ich in einem Gespräch vertieft war.

Während des Gesprächs kamen wir auch auf das Thema Empathie und Menschenkenntnisse. Er fragte mich dann, wie ich seine Freundin einschätzen würde. Seine Freundin und ich hatten noch kein Gespräch geführt. Wir hatten uns bloß vorgestellt und sonst gab es keine Unterhaltung zwischen uns. Es war also eigentlich unmöglich, dass ich sie beschreiben kann. Sie war auch den ganzen Abend über nicht sehr auffällig. Ich habe es dann allerdings probiert und scheinbar habe ich sie sehr gut beschrieben. Ihr Freund hatte nämlich nichts mehr hinzuzufügen.

Vor ein paar Tagen habe ich angefangen, mit jemandem zu schreiben. Nachdem wir ungefähr 10 Nachrichten hin und her geschrieben haben, fragte er mich, wie ich ihn einschätzen würde. Das hätte ich eigentlich auch nicht beantworten können. Wir haben nicht wirklich über unsere Persönlichkeiten gesprochen und ich hatte keine Bilder von ihm, die ihn gut beschreiben könnten. Ich habe es dann allerdings wieder probiert und habe gut getroffen. Er hatte so spontan auch nicht wirklich was hinzuzufügen. Nur einen Punkt, den ich aufgezählt hatte, war nicht ganz richtig. Ich hatte die Eigenschaft, aber auch nur als Oberbegriff aufgeschrieben. Als ich ihm erklärt hatte, was ich damit genau meinte, stimmte er mir zu.

Dieser Sinn ist also Fluch und Segen zu gleich. Ich kann fremde Menschen einschätzen, was ein Segen ist. Allerdings kann ich mich nie nur auf eine Sache konzentrieren und das ist eher ein Fluch. Ich kann nie wirklich abschalten.

Schmerzende Narben

Mir fällt gerade keine bessere Überschrift ein und das erklärt es eigentlich ganz gut. Meinen zweiten Suizidversuch hatte ich mit 15 Jahren. Da wollte ich mir die Pulsader aufschneiden. Also mein Fremder, der in meinem Kopf wohnt, wollte das. Ich hatte dagegen angekämpft und mit der Hilfe eines Freundes hatte ich am Ende bloß ein paar leichte Schnitte am Handgelenk. Man sieht die Narben heute noch, allerdings nur ganz leicht.

Seitdem ich dort die Narben habe, bekomme ich dort immer mal wieder starke Schmerzen. Diese kommen aus dem Nichts und sind kaum zu ertragen. Wenn ich dort Schmerzen bekomme, werde ich immer panisch. Das heißt nämlich, dass einer wichtigen Person aus meinem Leben etwas passiert ist, gerade passiert oder gleich passieren wird. In diesem Moment gehen bei mir alle Alarmglocken an und ich überlege, um wen es geht. Bisher hatte ich mit diesem Gefühl immer recht. Durch den Schmerz hatte ich einem guten Freund mal geholfen. Er hatte nämlich mit dem Gedanken gespielt, sich das Leben zu nehmen und er war schon auf dem Weg dorthin, um es durchziehen zu können. Wenn ich diesen Schmerz nicht empfunden hätte, hätte ich es wohl nicht mitbekommen.

Das Komische an der Sache ist aber auch, dass ich immer direkt Vermutungen habe, wer gemeint sein könnte. Auch wenn es in meinen Augen nicht immer Sinn ergibt, wie ich auf die Personen komme, hatte mein Gefühl bisher immer recht. Ich lebe immer in der Angst, dass meine Narben gleich schmerzen und einer wichtigen Person, etwas passiert. Zugleich ist der Sinn aber auch sehr praktisch. Dadurch konnte ich schon mehrfach schlimme Situationen entschärfen.

Mein Fazit

Ich weiß nicht so wirklich, was ich dazu noch schreiben soll. Diese Sinne sind halt Fluch und Segen zugleich. Das habe ich jetzt allerdings auch schon mehrfach erwähnt. Alles hilft im Leben, aber gleichzeitig ist es auch sehr belastend. Dass was mich daran so belastet, ist aber wahrscheinlich nicht der Sinn an sich, sondern, dass ich es nicht kontrollieren kann.

Kennt ihr solche Situationen? Findet ihr euch irgendwo wieder? Oder was mich auch interessieren würde ist, welche weiteren Sinne habt ihr?

 

Tanja Verfasst von:

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