Falsches Zuhause

Ich nehme euch heute mit durch meine Gedanken. Ich weiß noch nicht so wirklich, wo ich anfangen soll und vor allem weiß ich noch nicht, wo es enden wird. Allerdings denke ich, dass es mir wohl guttun wird und ich dadurch manche Sachen vielleicht aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann. Zudem könnt ihr einen besseren Einblick in den Kopf einer Borderlinerin bekommen und dadurch andere Borderliner vielleicht besser verstehen. Es kann allerdings auch passieren, dass ihr mich danach als verrückt abstempelt, aber ist es nicht gut, wenn man etwas verrückt ist? Ansonsten wäre unsere traurige Welt doch schon etwas langweilig.

Nehmt es mir bitte nicht übel, falls dieser Beitrag etwas wirr ist. Zum einen ist es mein erster Beitrag in diese Richtung und zum anderen sind meine Gedanken nicht immer so sortiert. Gedanken kommen und gehen und verändern sich ständig. Egal in welcher Verfassung ich mich gerade befinde, fällt es mir schwer, einem Gedanken lange zu folgen.

Ich habe seit Dienstag allerdings einen Gedanken, der sich ganz schön festklammert und mich nicht loslassen möchte. Von Freitag bis Dienstag war ich nicht bei mir Zuhause. In den Tagen hatte ich, glaube ich nicht einen einzigen negativen Gedanken und die Sucht, mich zu ritzen, war auch nicht da. Mir ging es wirklich gut und ich hatte immer wieder Momente, in denen ich mich sorgenfrei gefühlt habe. Das war ein wunderschönes Gefühl. Ich habe mich tatsächlich gefühlt und ich wusste sogar ein bisschen, wer ich wirklich bin. Voll motiviert, fuhr ich dann am Dienstagmittag wieder nach Hause. Im Zug hatte ich gute Laune und ich tanzte so ein bisschen. Einige haben mich etwas komisch angeguckt, aber sogar das war mir egal.

Doch dann kam die Durchsage, dass wir in Kürze die Endstation erreichen und das ist gleichzeitig mein Wohnort. Als ich die Durchsage gehört hatte, kippte meine Laune sofort ins Negative. Ich wäre am liebsten sitzen geblieben und wäre wieder weggefahren. Als ich dann ausgestiegen bin, spürte ich sofort, wie sich die innere Anspannung bemerkbar machte. Da ich noch nicht direkt nach Hause wollte, ging ich erst noch in die Stadt. Das war soweit alles noch akzeptabel. Dann war ich fertig und machte mich auf den Weg nach Hause. Als in meinem Kopf ankam, dass ich jetzt nach Hause laufe, bekam ich einen Anfall. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und ging einfach weiter und habe probiert, ihn zu ignorieren. Den Anfall habe ich auch ohne körperliche Schäden überstanden.

Seit dem Anfall, werde ich den Gedanken nicht mehr los, weshalb ich ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, einen Anfall bekommen habe. Es war eigentlich alles gut. Als ich mich dann so ein bisschen zurückerinnerte, fiel mir auf, dass es mir immer besser geht, wenn ich nicht Zuhause bin. Wenn ich Zuhause bin, bin ich die meiste Zeit sehr unmotiviert. Mir fehlt der Antrieb, irgendetwas zu machen. Die meiste Zeit bin ich auch recht Emotionslos.

Wenn ich aber mal ein paar Tage woanders bin, blühe ich richtig auf. Ich gehe zum Beispiel morgens nach dem Aufwachen einfach nach draußen zu einem Bäcker und hole mir ein Kaffee. Dabei bin ich lebensfroh und muss mich zusammenreißen, nicht durch die Stadt zu hüpfen. Ich weiß dann gar nicht, wo ich mit meiner ganzen Energie hinsoll. Meistens ging ich danach durch einen Park in der Nähe. Es war unglaublich kalt und manchmal hatte es geregnet, aber auch das schlechte Wetter, konnte mir den Morgen nicht verderben.

Woanders bin ich nach dem Aufwachen einfach in die Küche gegangen und habe mir einen Kaffee geholt, den ich dann draußen auf der Terrasse getrunken habe. Die meiste Zeit saß ich dann draußen. Ich war abends die letzte, die hereingegangen ist und das bin ich bloß, weil ich immer etwas Angst hatte, dass ich alle wecke, wenn ich mitten in der Nacht durch das Haus laufe und alles verschließe.

Bei mir Zuhause schaffe ich es nicht mal täglich auf den Balkon zugehen. Das ist sehr traurig, weil ich die Natur eigentlich sehr gerne mag und der Balkon nicht mal einen Meter von meinem Bett entfernt ist. Bei mir schaffe ich es nicht mal, mir morgens einen Kaffee zu machen. Davon mal abgesehen, dass ich es meistens nicht mal schaffe, morgens überhaupt wach zu sein geschweige denn aufzustehen.

Mir stellt sich jetzt die Frage, woran das liegt. Liegt es am Ort? Oder liegt es einfach an der Wohnung? Es könnte natürlich auch sein, dass das alles nur Einbildung ist. Ich kann das Ganze noch nicht wirklich einordnen und weiß nicht, wie ich darüber denken soll. Sollte es Zuhause nicht immer am schönsten sein? Bei mir ist momentan leider das Gegenteil. Das ist es aber wohl schon länger. Ich weiß zwar nicht, wieso das so ist, aber das erklärt, wieso es mir in letzter Zeit eher immer schlechter geht, anstatt besser. Momentan hoffe ich einfach nur, dass ich diese Blockade durchbrochen bekomme.

Da ich mein Problem jetzt etwas kenne, kann ich allerdings vielleicht ein bisschen dagegen ansteuern. Vielleicht schaffe ich es, täglich ein bisschen spazieren zu gehen. Wenn ich es schaffe, mich ein paar Tage lang dazu zu zwingen, könnte es eventuell zu einer Gewohnheit werden. Sollte ich das Schaffen, könnte alles etwas leichter werden. Sollte eine regelmäßige Tätigkeit zur Gewohnheit werden, braucht man irgendwann nicht mehr wirklich viel Motivation, um es durchzuführen. Das bedeutet dann auch, dass es weniger Energie verbraucht. Wenn das Spazieren gehen also zu einer Gewohnheit wird, hätte ich eine neue Regelmäßigkeit im Alltag, hätte täglich Bewegung, würde täglich an die frische Luft kommen und es wird mit der Zeit immer weniger Energie verbrauchen und damit wäre es definitiv eine positive Veränderung. Das klingt doch nach einem Plan. Jetzt muss ich ihn bloß noch umsetzen.

Ich werde euch, auf dem laufenden halten, ob ich es geschafft habe und ob ich dadurch Veränderungen wahrnehme. Mit diesem neuen Plan werde ich diesen Beitrag jetzt beenden. Es ging jetzt zwar nur um einen Gedanken, aber dieser Gedanke ist in meinem Kopf zurzeit halt sehr präsent. Durch das Schreiben kam ich auf diesen Plan mit dem spazieren gehen. Wenn ihr also mal einen Gedanken habt, der euch nicht in Ruhe lassen möchte und ihr einfach keine Lösung findet, schreibt ihn doch einfach mal auf. Vielleicht findet ihr dadurch auch eine Lösung. Ihr müsst das Geschriebene nicht veröffentlichen. Ich habe auch oft einfach für mich meine Gedanken aufgeschrieben und habe danach das ganze Dokument vernichtet und manches habe ich auch noch auf meinem Laptop gespeichert. Ich wünsche euch viel Erfolg dabei, falls ihr das mal ausprobieren solltet.

 

Tanja Verfasst von:

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