Wen kann es treffen

Meine letzten beiden Beiträge waren Auszüge aus meinen Gedanken. Daher werde ich heute wieder einen allgemeinen Beitrag schreiben. Diesmal werde ich der Frage, wen es treffen kann, genauer auf den Grund gehen. Ich kam zu der Erkenntnis, dass es jeden treffen kann. Wie man allerdings zu einem Borderliner werden kann, werde ich euch hier probieren zu erklären.

Da das Borderline-Syndrom eine sehr komplexe Erkrankung ist, ist es schwierig, alle Faktoren aufzuzählen. Es gibt noch heute viele Studien, die durchgeführt werden. Ich werde euch hier den momentanen Stand der Erfahrungen erklären. Im groben gibt es 3 Faktoren, die dazu führen können:

1. Genetischer Faktor

Man erbt Gene, die etwas damit zu tun haben. Allerdings sind diese Gene noch nicht bestimmt. Zudem heißt es, dass ungefähr 40% der Borderline-Persönlichkeitsstörung erblich sei. Schließlich ist es eine Persönlichkeitsstörung und die Persönlichkeit entsteht wohl schon im Mutterleib. Das Temperament, welches jeder Mensch besitzt, spielt auch eine nicht gerade unwichtige Rolle bei der ganzen Sache. Es kommt darauf an, wie jeder Mensch unterschiedliche Situationen wahrnimmt und verarbeitet. Allerdings tragen nur Ereignisse und Erfahrungen, die verarbeitet wurden, zur eigenen Persönlichkeit bei. Mit welchen Genen und mit welchem Temperament man auf die Welt kommt, kann also schon zur Entwicklung vom Borderline Syndrom beitragen.

Allerdings ist das nicht der einzige Auslöser. Das ist bloß ein kleiner Teil. Zudem können auch Menschen, dessen Familie keine psychischen Erkrankungen aufweisen, an Borderline erkranken. Um herauszufinden, wieso man daran erkrankt ist, muss man in seine Kindheit zurückdenken. Es gibt eigentlich (glaube ich) nie bloß einen Auslöser, für das Erkranken an Borderline. Mehrere Auslöser spielen dabei eine Rolle. Menschen, die an Borderline erkrankt sind, haben eine schlimme Kindheit durchlebt. Wenn das hier jetzt Eltern von Betroffenen lesen, macht euch nicht direkt Vorwürfe. Es gibt auch Borderliner, welche die besten Eltern haben, die man haben kann. In der Familie und der Erziehung kann alles gut laufen. Trotzdem könnte ihr Kind zum Beispiel misshandelt werden und daher eine schlimme Kindheit haben.

2. Die Umwelt

Mit der Umwelt meine ich jetzt nicht den Wald, der nebenan ist und an einem See grenzt, sondern eher die menschliche Umwelt. Wie eine Person aufgewachsen ist und was für Erfahrungen eine Person mit anderen Menschen gesammelt hat.

Die meisten Borderliner haben auf irgendeine Art und Weise eine Gewalterfahrung gemacht. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um eine sexuelle Erfahrung (Vergewaltigung, Missbrauch, usw.), körperliche Erfahrung (als Kind geschlagen werden oder eingesperrt werden, usw.) oder psychische Erfahrung (Vernachlässigung, Mobbing, usw.) handelt. Oftmals erleben Borderliner solche Erfahrungen in der Kindheit.

Viele Borderline wachsen in schlechten Familienverhältnissen auf und/ oder bekommen die Trennung der Eltern mit. Manche können sowas nicht vernünftig verarbeiten oder sie verarbeiten es falsch. Oft ist es dann so, dass man ein Elternteil verliert. Das liegt daran, dass man immer bloß bei einem Teil wohnt und den anderen Teil (wenn alles gut verläuft) bloß immer wieder besucht. Dadurch kann es passieren, dass man keine oder bloß eine leichte Verbindung zur Mutter oder zum Vater aufbauen kann.

Wie man als Kind behandelt wurde, ist prägend. Wenn man immer bloß angeschrien und beschimpft wird oder sogar geschlagen wird von den Eltern, kann das ein Auslöser für das Borderline Syndrom sein. Viele Borderliner haben als Kind nicht viel Liebe von den Eltern gespürt und wurden vernachlässigt. Das bleibt dann im Kopf und als Kind ist es nicht gerade einfach, alles richtig zu verarbeiten.

Misshandlungen spielen natürlich auch eine große Rolle auf dem Weg zu einem Borderliner. Hierzu zählt natürlich auch wieder die Erfahrung, falls man als Kind geschlagen wurde. Zudem gehören dort aber auch sexuelle Misshandlungen zu. Zum Beispiel eine oder mehrere Vergewaltigungen. Allerdings auch, wenn man immer zu etwas gezwungen wird. Also zu etwas, was man eigentlich nicht machen möchte. Dabei rede ich jetzt natürlich nicht von Hausaufgaben machen oder im Haushalt helfen oder so.

Psychische Probleme von engen Familienmitgliedern oder erhöhter Alkohol- und/ oder Drogenkonsum kann ein Auslöser für das Borderline Syndrom eines Kindes sein. Durch den Konsum kommt es auch oft vor, dass man sein Kind vernachlässigt und/ oder kritisiert. Vielleicht mussten manche Betroffenen als Kind ihre Eltern bei dem Konsum auch noch unterstützen. Wenn die Kinder sehen, dass die Eltern das machen (die eigentlich ein gutes Vorbild sein sollten), denken sich die Kinder, dass sie das auch machen können.

3. Gehirnfunktionen

Man fand heraus, dass Teile vom Gehirn bei Borderlinern anders ausgeprägt sind, als von Menschen, die davon nicht betroffen sind. Das Gehirn arbeitet etwas anders als das von gesunden Menschen. Die Region, die für die Verarbeitung von Stress und Ängsten zuständig ist, ist zum Beispiel bei Borderlinern kleiner. Auch bei der Region, die für die Steuerung der emotionalen Reaktionen zuständig ist, findet man Veränderungen. Wie auch bei anderen Erkrankungen, bei denen es sich um eine Persönlichkeitsstörung handelt, ist es auffällig, dass die Aktivität des serotonergen Systems vermindert ist. Das heißt, dass wir zum Beispiel Emotionen anders erleben.

Im Allgemeinen haben die Regionen, die für unsere Gefühlsfunktionen und unsere Gefühlsreaktionen zuständig sind, ein kleineres Volumen. Die Fehlfunktion des limbischen Systems ist wohl Ursache einiger Symptome eines Borderliners. Das limbische System ist nämlich zuständig für die Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten. Mit dem Triebverhalten meine ich die Summe aller inneren Faktoren, die ein Verhalten auslösen können.

Mein Fazit

Wie ich es oben schon erwähnt habe, kann es im Prinzip jeden treffen. Um am Borderline-Syndrom zu erkranken, muss man nicht alles durchlebt haben. Manche haben bloß eine Sache davon oder haben „nur“ eine der Umweltfaktoren durchleben müssen. Andere wiederum haben ein paar Sachen mehr durchlebt. Ich habe in meiner Familie gelernt, was Liebe ist. Meine Familie gibt mir Halt. Darüber bin ich sehr glücklich. Wenn ich keine Liebe bekommen hätte, wäre ich vielleicht nicht mehr hier. Außerdem haben meine Eltern mich nicht immer als Strafe geschlagen. Ich habe bloß zuhören bekommen, dass ich falsch gehandelt habe. Also falls ich mich mal falsch verhalten habe. Allerdings nie auf eine schlimme Art und Weise. Es ist in diesem Bereich nichts vorgefallen. Nichts, was mich irgendwie prägen könnte. Bei mir sind wohl eher die sexuellen Übergriffe prägend und die, die mich innerlich so zerstören.

Wenn ich so über meine Vergangenheit nachdenke, sage ich nicht, dass mein enges Umfeld, indem ich aufgewachsen bin, an meinem Zustand schuld ist. Ich habe dadurch eher Kraft bekommen und habe gelernt, dass man nie aufgeben sollte.

 

Tanja Verfasst von:

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