Nach oder während eines Anfalls stehe ich sehr oft vor dem Spiegel und rede mit mir, um mich wieder zu beruhigen. Letztes Mal habe ich das Gespräch mit meinem Spiegelbild aufgenommen. Ich werde die Aufnahme hier jetzt in schriftliche Form bringen.
Ich hatte letzten Freitag einen schlimmen Anfall. Mir ist ein Glas kaputt gegangen, in dem eine Kerze war. Plötzlich sprang das Glas. Das hatte mich komplett aus der Bahn geworfen. Ich habe etwas kaputt gemacht und damit kann ich schon nicht umgehen. Das Glas gehört nicht mal mir. Das war dann noch schlimmer. Und zudem lag eine große Glasscherbe vor mir. Ich hätte mir damit sicherlich leicht die Pulsader aufschneiden können. Der Kampf war schrecklich und ich musste der Versuchung Widerstehen. Das habe ich zum Glück geschafft.
Denkt daran, dass ich mich nicht wirklich kontrollieren kann. Weder Gefühle noch Gedanken. Es wird widersprüchlich sein und die Sätze machen vielleicht nicht immer viel Sinn.
Das Gespräch mit meinem Spiegelbild
Es ist alles gut. Du bist krank. Naja ich bin krank. Denn wir sind eins. Naja eher drei. Da gibt es dich, die Richtige. Und die da, die böse Falsche. Und dann gibt es mich, der Körper, der euch beide hält. Der euch beide umhüllt, doch am liebsten den Falschen gehen lassen möchte. Nun steh ich hier. Gucke in den Spiegel und rede mit mir selbst und mit meinen Persönlichkeiten. Der Richtigen und mit der falschen. Wobei.. Ist sie wirklich die Falsche und ist sie wirklich die Richtige? Nur weil sie das Gute für mich möchte und sie mich sterben sehen möchte?
Ist sie wirklich die falsche Seite? Ist sie wirklich die falsche Persönlichkeit? Ist sie nicht ein Teil von mir, die gewisse Sachen von mir widerspiegelt? Und ist sie wirklich die Gute nur, weil sie das Gute für mich möchte und mich vor der Falschen schützt, der Schlechten? Vor der, die mir schaden will. Will sie wirklich nur das Beste für mich, weil es das Beste ist oder weil sie die Schlechte übertrumpfen möchte?
Es gibt immer eine gute und eine schlechte Seite. Etwas Positives und etwas Negatives. Es geht immer mal bergauf und bergab. Zu jeder Heilung gehören Rückschläge. Vielleicht kommt es mir nur so vor, als wäre die Gute, die gute und die Schlechte, die schlechte. Gibt es wirklich ein gut und schlecht? Ein richtig und falsch? Die eine und die andere? Sind wir nicht eigentlich eins? Sind wir drei? Sind wir eins? Man weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich wüsste es gern, doch tu ich es nicht.
Die Schlechte sagt mir, dass mich keiner mag.. Dass ich nichts kann.. Dass alles was ich mache, falsch ist.. Dass ich falsch bin.. Dass ich mir noch so viel Mühe geben kann, aber es nie richtig machen werde.. Dass ich immer alleine sein werde.. Vielleicht nicht physisch, aber psychisch alleine. Wobei ich nicht alleine sein kann, da ich schon mal zwei Persönlichkeiten habe. Die verstehen sich zwar nicht sehr gut, aber sie sind da. Naja aber dann geht es weiter.. Dass ich niemandem wichtig sei.. Dass mich niemand vermissen würde.. Dass es keinen stören würde, wenn ich weg wäre.. Und ob ich mich nicht einfach umbringen möchte..
Es gibt so viele Wege. Man kann sich erhängen.. Man kann sich die Pulsader aufschneiden.. Man kann sich allgemein etwas aufschneiden, um zu verbluten.. Man kann vor einen Zug springen.. Man kann von der Brücke springen.. Man kann sich einen schweren Stein an den Fuß binden und irgendwo ins Wasser springen.. Man kann ein Feuer legen in einem geschlossenen Raum.. Es gibt so viele Möglichkeiten, aber ist das der richtige Weg? Ist das, was die schlechte Seite sagt, alles wahr? Oder ist alles nur erfunden, weil die Seite mir schaden möchte? Jede Narbe hat eine Geschichte. Die schlechte Seite hat mir einige Narben beschert. Verewigt ist sie schon. Die schlechte Seite werde ich nie vergessen. Sie wird immer ein Teil von mir bleiben.
Die Gute Seite. Das ist die, die mich aufbaut.. Die mich an Sachen erinnern lässt, die ich gut gemacht habe.. An Freundschaften erinnern lässt, in denen ich eine Hilfe war.. An Gespräche, die ich geführt habe, die einfach unbeschreiblich schön sind.. Die mir die Lebensfreude zeigt.. Die mich auf Sachen aufmerksam macht.. Auf Gegenstände, auf Bilder, auf Musik, auf Gerüche. Auf all das an das ich schöne Erinnerungen habe. An das Gute in der Welt
Es gibt nicht viel Gutes in der Welt. Die Welt ist schlecht. Die Menschen sind schlecht. Es gibt kein uns. Es gibt nur noch mein und dein. Wobei mehr mein als dein. Wenn man etwas Schönes im Leben haben möchte, muss man sich selbst etwas Schönes schenken. Man muss die ganze Scheiße, die um einen herum ist nehmen und daraus etwas Schönes formen. Und hoffen, dass es in Erinnerung bleibt. Dafür ist die Gute Seite zuständig. Die dich daran halt erinnert.
Und wenn ich dann mal schwach bin, denn jeder Mensch ist mal schwach. Jeder Mensch hat irgendwann seine Energie aufgebraucht. Kommt nicht mehr weiter. Dann kommt bei mir die böse Seite durch, die schlechte. Die, die mir schaden möchte. Doch dann sammelt die gute Seite ihre letzten Reserven und stellt sich zwischen die schlechte Seite und mir, aber mit dem Rücken zu mir, denn sie kämpft gegen das Schlechte. Sie kämpft dagegen an. Sie hält das Schlechte auf, während sie in meinen Gedanken und Erinnerungen nach etwas Gutes sucht, um es mir zu vermitteln. Wobei es nicht gerade leicht ist, gegen schlechte Erinnerungen anzukommen, denn die sind meistens viel stärker als die Guten. Auch wenn sie uns schwächen und schaden, lässt unser Gehirn sie zu.
Dann kämpfen sie gegeneinander. Das Gute gegen das Schlechte. Das Schlechte gegen das Gute. „Wer gewinnt?“, ist die Frage. Bisher gab es immer ein Happy End. Bisher hat das Gute immer gewonnen, auch wenn es manchmal knapp war, aber das sieht man an den Narben auf meinem Körper. Die Narben auf meinem Oberarm, Unterarm, an meinem Handgelenk, am Fußgelenk, an meiner Hüfte und natürlich die, die in mir drin sind. Jede Narben erzählt von einem Kampf, aber jede Narbe erzählt auch von einem Sieg.
Ich hoffe, dass das Gute weiterhin bei mir bleibt und mir hilft, gegen das Schlechte anzukämpfen, weil ich einfach zu schwach bin, um den Kampf alleine zu gewinnen. Ich bin dazu nicht in der Lage. Allerdings ist das auch nicht meine Aufgabe. Das ist der große Kampf der Persönlichkeiten. Ich bin nur ein Beobachter, der aber hinter dem Guten steht, denn ich möchte leben.
Ich möchte nicht einfach existieren.. Ich möchte nicht vegetieren.. Möchte nicht das tun, was andere von mir wollen.. Ich möchte das tun, was ich will.. Ich möchte mein Leben leben und nicht mein Leben leben lassen.. Ich will leben! Ich will raus! Ich will meine Freiheit! Ich will das große Ganze sehen und nicht nur kleine Teile. Ich weiß auch nicht. Ich fühle mich nicht frei. Ich fühle mich gefangen in diesem nie enden wollenden Kampf zwischen gut und schlecht. Es zerreißt mich. Jeder Kampf zerreißt mich immer mehr und mehr.
Ich existiere immer mehr, anstatt zu leben. Ich will das nicht. Ich will, dass dieser Kampf endlich ein Ende nimmt. Es soll endlich beschlossen sein. Ob leben oder sterben ist mir egal, Hauptsache es hat endlich ein Ende. Ich kann nicht mehr.. Ich will nicht mehr.. Meine Kraft hat mich verlassen und meine Energie ist weg. Ich weiß nicht mehr wohin. Alles ist fremd. Überall bin ich alleine, obwohl ich nicht alleine bin. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun kann. Ich hoffe nur, dass ich weiter standhaft bleibe und das Schlechte mich verlässt. Vielleicht nicht ganz, sondern nur ein Teil, aber bitte doch so viel, dass ich leben kann.
Wie gesagt, gibt es auch immer das Schlechte, das Böse, das Negative. Es gehört auch dazu, damit es was Ganzes sein kann. Das Gute kann nicht ohne das Schlechte und das Schlechte kann nicht ohne das Gute. Sie sind wie Yin und Yang. Sie gehören zusammen. Doch kann das Böse, das Schlechte, gerne etwas weniger sein, damit die Kämpfe nicht so anstrengend sind. Eher vielleicht mal ein entspannter Kampf. Das wäre echt schön. Damit man danach nicht immer zur Klinge greifen möchte. Das Schlechte sollte bloß nicht so präsent sein. Es darf da sein, es darf in mir leben, sich in mir entfalten, doch es soll nicht den Platz vom Guten übernehmen. Das Gute sollte mehr sein als das Schlechte.
Es gibt so viel Schlechtes. Wenn man kann, soll man halt das Gute machen und nicht das Schlechte. Das Gute unterstützen.. Es weiter aufbauen.. Es ausbauen.. Es leben.. Es weiterbringen.. Es teilen.. Es den Menschen zeigen.. Nimm die positive Energie, die du hast. Benutze sie. Lass sie nicht irgendwo in der Schublade im letzten Schrank, der seit 20 Jahren eingestaubt ist. Nein! Packe sie in keinen Schrank und in keine Schublade. Verstecke sie nicht. Nimm die positive Energie und lebe dein Leben. Mach das, was worauf du Lust hast und lebe! Das Leben ist so kurz. Man hat nur eins davon. Nutze es aus!
Und wenn du so viel positive Energie hast, dass du gar nicht weißt, wohin damit, dann nimm sie und teile sie. Gib es den Menschen, die ihre positive Energie nicht finden. Die so tief, bei denen versteckt ist, dass sie keine Chance habe dadurch zu kommen, weil das Schlechte sie besiegt. Gib denen ein Stück. Sei stark und gib ihnen etwas von deiner Stärke ab. Du kannst so vielen Menschen helfen.
Und wenn du einer von denen bist, der nur noch das Negative sieht.. Nur noch negative Energie hat.. Nichts Positives findet, dann frag um Hilfe. Es gibt sehr viele Menschen, die positive Energie haben und sicherlich gerne teilen. Die werden dir sicherlich was abgeben. Du musst es bloß wollen, denn die Menschen mit der positiven Energie, können dir bloß die Hand reichen. Doch du musst sie nehmen. Du musst das positive im Vordergrund behalten und musst aufpassen, dass es nicht wieder in den Hintergrund rutscht und das Negative gewinnt. Dann bist du nämlich an derselben Stelle wie jetzt. Und das bringt es nicht.
So der Kampf ist jetzt vorbei. Ich denke, dass das Gute gewonnen hat. Schließlich stehe ich hier noch und rede. Das könnte ich nicht, wenn die schlechte Seite gewonnen hätte. Die eine und andere Träne lief, doch es ist alles schon getrocknet. Jeder Kampf bringt seine Opfer. Ob Tränen, Blut, Energie, Kraft, Ausdauer.. Jeder Kampf kostet etwas. Solange das Gute gewinnt, bin ich zufrieden mit dem Kampf und sehe es als Sieg an. Und jeder Sieg, gibt mir neue Kraft und neue Energie, um den nächsten auch wieder zugewinnen, aber ich hoffe, dass es keinen nächsten mehr gibt. Sondern, dass ich das Schlechte endlich endgültig besiegt habe und jetzt mein Leben endlich leben kann.
Schreibe den ersten Kommentar