Wie kann ich einem Borderliner helfen

Die Diagnose ist für Angehörige und Freunde oft Schock und Erleichterung zugleich. Jetzt weiß man, woher das Verhalten kommt, allerdings ist die Erkrankung nicht gerade angenehm. Angehörigen fällt es oft schwer, den Betroffenen so zu sehen. Sie wissen nicht, was sie tun oder nicht tun sollen. Oft sind sie schnell überfordert und suchen den Fehler bei sich selbst. Kaum eine Erkrankung ist schwerer zu beurteile und zu behandeln als eine Persönlichkeitsstörung. Nicht alles was ein Betroffener macht und woran er leidet, steht irgendwo geschrieben. Man weiß recht wenig über die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Allerdings weiß man, dass es kein Wundermittel gibt!

Familie

Probiere nicht, ein Therapeut zu sein. Oft hat die Familie etwas mit dem Zustand des Betroffenen zu tun. Daher sollte die Familie mit in den Heilungsprozess einbezogen werden. Betroffene neigen dazu, keine Hilfe anzunehmen oder brechen die Therapie ab.

  • Ermutige den Betroffenen, aber setze ihn nicht unter Druck. Regelmäßiges andeuten, dass derjenige zum Therapeuten gehen soll, führt oft schnell dazu, dass der Betroffene komplett abblockt. Zudem ist es kontraproduktiv, weil ein Betroffener selber sagen muss, dass er Hilfe braucht. Wenn du einen Betroffenen zwingst zu einem Therapeuten zu gehen, wird er sich wahrscheinlich nicht öffnen können und so kann der Therapeut dem Betroffenen auch nicht helfen.

Du bist nicht der Auslöser!

Es ist nie ein Mensch alleine dafür verantwortlich, dass jemand an dem Borderline-Syndrom erkrankt. Normalerweise gibt es immer mehrere Auslöser. Menschen, die einem Betroffenen, nahestehen, fühlen sich oft schuldig. Sie denken, dass sie daran schuld sind, dass Betroffene Rückfälle bekommen und/ oder sich selbst verletzen. Oft denken sie, dass sie es hätten besser wissen sollen und dass sie früher etwas hätten sagen sollen. Das ist der falsche Weg. Du alleine bist definitiv nicht daran schuld. Das kann ich dir auch sagen, ohne vielleicht den Betroffenen zu kennen (es sei denn, ich bin damit gemeint). Allerdings kann ich dir dann erst recht versichern, dass du alleine nicht an meinem Zustand schuld bist. Es bringt also nichts, an sich selbst zu zweifeln und das dann eventuell auch noch an dem Betroffenen auszulassen. Denke immer an die drei Sachen:

  • An der Erkrankung bist du nicht schuld!
  • Du kannst sie nicht heilen!
  • Du kannst die Erkrankung nicht kontrollieren!

Verbale Aggression kontrollieren

Um einem Betroffenen zu helfen, ist es hilfreich, seine Symptome zu kennen und zu verstehen. Borderliner haben Angst davor, verlassen oder ausgeschlossen zu werden. Daher bekommen sie schnell einen Wutanfall und hören dann zwar die Wörter vom Gegenüber, aber verstehen sie nicht. Nicht, weil sie dumm sind, sondern, weil sie dann eine Wahrnehmungsstörung haben und es einfach nicht schaffen. Sie können es nicht kontrollieren. Daraufhin können Borderliner gemeine Sachen sagen, ohne es zu wollen. Sollte ein Borderliner in diesen Zustand kommen, solltest du folgendes beachten:

  • Mache dem Betroffenen vorsichtig klar, dass jetzt kein guter Zeitpunkt ist, um zu reden.
  • Dann machst du dem Betroffenen klar, dass er ihnen wichtig ist (wenn es denn so ist).
  • Sage dem Betroffenen, dass du gerne mit ihm weiterreden möchtest, wenn er wieder etwas entspannter ist.
  • Achte auf die Emotionen des Betroffenen.
  • Es kann sein, dass das, was ein Betroffener sagt, nicht wirklich viel Sinn macht. Gib ihm trotzdem das Gefühl, dass ihm jemand zuhört. Das beruhigt ihn auch weiterhin.
  • Sollte das aggressive Verhalten zurückkehren, gib dem Betroffenen freien Raum. Fange keinen Streit an!
  • Denke immer daran, dass Borderliner nicht für alles etwas können und dass sie Sachen sagen und machen, die sie eigentlich nicht wollen.

Grenzen aufzeigen

Das wohl größte Problem eines Borderliners ist es, dass wir uns nicht kontrollieren können. Dabei könntest du auch helfen. Setze Grenzen, aber bespreche sie mit uns. Lege sie nicht einfach fest und fertig. Wir müssen einwilligen. Diese Grenze sollte so genau wie möglich festgelegt sein. So können wir selber daran arbeiten, uns zu kontrollieren. Die Grenze sollte mit allen Betroffenen abgesprochen sein und jeder sollte zustimmen. Sag es einem Borderliner klar, aber mit Zuneigung.

  • Also drohe uns nicht damit und wenn wir die Grenze überschreiten, darf es nicht toleriert werden. In diesem Falle gibt es keine Ausnahmen.
  • Zudem sollten aber keine Suiziddrohungen ignoriert werden.
  • Erlaubt uns nicht, eine Behandlung einfach so abzubrechen. Sollte es überhaupt nicht passen zwischen dem Borderliner und dem Therapeuten ist es in Ordnung oder wenn man merkt, dass die Therapie dem Borderliner wirklich schadet.

Vernachlässige dich nicht

Du kannst einem Borderliner nur helfen, wenn du dir auch selber hilfst. Dein Leben sollte sich nicht nur um das Leben des Borderliners drehen. Wenn du damit nicht zurechtkommen solltest, gibt es viele Selbsthilfegruppen, die einen dabei unterstützen. Es ist keine Schande, wenn man sich Hilfe holt! Sei einfach für den Betroffenen da, aber vernachlässige dich nicht dadurch.

Manipulation

Wenn ein Borderliner merkt, dass er im Prinzip alles machen kann, weil du nichts dagegen unternimmst, wird er es tun. Meistens wohl eher unbewusst, aber er wird es tun. Lasse dich also nicht manipulieren. Zeige uns Grenzen, damit wir verstehen, dass wir dich nicht manipulieren können und du nicht alles tust, was wir sagen.

Gefühle und Emotionen zeigen

Zeige deine Gefühle. Viele Borderliner haben in der Kindheit wenige Gefühle mitbekommen. Schauspielere deine Emotionen nicht. Wenn du dich freust, sag es. Solltest du traurig sein, sag es. Zum einen verstärkt es die Verbindung zwischen Menschen und zum anderen zeigst du damit dem Betroffenen, dass es normal ist, unterschiedliche Gefühle zu haben und dass man dazu stehen kann.

Denke immer daran, dass Borderline eine Krankheit ist!

Mein Fazit

Es ist nicht einfach, als Angehöriger oder Freund eines Borderliners. Nicht alles hilft uns. Man kann uns helfen, aber es kann anstrengend sein. Wenn es dir zu viel wird, mache eine Pause und halte Abstand zum Borderliner. Verschwinde aber bitte nicht einfach. Sage dem Betroffenen, dass du etwas Zeit für dich brauchst. Du kannst schließlich nur helfen, wenn es dir selber gut geht. Und gib dir nicht die Schuld, wenn der Borderliner zum Beispiel einen Rückfall bekommt. Denke daran: Weniger ist mehr. Einfach für den Borderliner da zu sein, reicht meistens schon vollkommen aus. Das klingt wenig, aber hilft uns wirklich sehr. Vor allem, wenn wir wissen, dass wir jemanden haben, der für uns da ist.

Tanja Verfasst von:

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.