Altes Muster

Mir ist in den letzten Tagen aufgefallen, dass ich in eins meiner alten Muster gefallen bin. Also vom Verhalten her. Ich seit guten zwei Wochen Depressionen und ich fange wieder an, das zu überspielen, was ich fühle und denke. Eigentlich hatte ich es recht gut gelernt, dazu zustehen, wie es mir geht. Mittlerweile bin ich aber scheinbar leider etwas zu schwach, um das zuzulassen. Ich mag es nicht, wenn man mich traurig sieht, weil es andere verletzt und das möchte ich nicht. Daher ist es anstrengend für mich, es zuzugeben, dass es mir schlecht geht.

 

 

Dieses Bild zeigt sehr gut, wie ich mich momentan verhalte. Es ist ein Muster, nach dem ich jahrelang gelebt habe, weil alle immer gesagt haben, dass bei mir alles gut ist. Alles wurde immer wieder klein geredet und irgendwann hatte ich es aufgegeben, andere probieren davon zu überzeugen, dass etwas mit mir nicht stimmt. Dann habe ich probiert, so zu tun, als ob wirklich alles gut ist. Das war es allerdings natürlich nicht. Ich habe gelacht, obwohl ich am liebsten geweint hätte. Das Lächeln sah sehr schnell recht ehrlich aus. Keiner hat mich mehr darauf angesprochen, ob alles gut sei, weil ich glücklich aussah.

Ich habe mich dabei die ganze Zeit schlecht gefühlt. Anfangs war es anstrengend, alles bloß zu spielen. Nach einer gewissen Zeit habe ich mich daran gewöhnt und ich habe es später sogar unterbewusst gemacht. Ich lächelte sogar, wenn ich alleine war, obwohl es mir nicht gut ging. Als mir das bewusst wurde, empfand ich das als beängstigend. Ich verlor immer mehr das Wissen darüber, wie es mir wirklich geht und wer ich eigentlich bin. Bei jeder Person und in jeder Situation war ich ein anderer Mensch. Ich habe mich meinem Umfeld angepasst, damit ich nicht auffalle und meine Fassade durch mein Verhaltensmuster aufrecht halten kann.

Als ich mich dann unbewusst so verhalten habe und mich darauf nicht mehr konzentrieren musste, konnte ich mich darauf konzentrieren, wieder in das soziale Leben einzutauchen. Ich ging mehr unter Menschen und versteckte mich nicht mehr so sehr am Rand. Das fühlte sich allerdings auch nicht richtig an. Es hat mich sehr verunsichert, dass ich selber nicht mehr wusste, wer ich bin und wie ich mich fühle. Ich stand immer wieder weinend vor dem Spiegel und habe mich gefragt, wo mein richtiges Ich ist und wer das ist. Allerdings konnte ich es nicht beantworten und ein normaler Spiegel, kann nicht reden. Also war ich genauso weit wie vorher.

Nachdem ich die Fassade lange aufrecht halten konnte, sprach mich in der Schule plötzlich ein Lehrer an. Er meinte bloß zu mir, dass ich mal mitkommen soll, weil er mit mir reden muss und meine Lehrerin, die ich eigentlich gleich hätte, schon Bescheid weiß. Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte, weil ich mich nicht daran erinnern konnte, dass ich Blödsinn gemacht habe. Als wir dann im Büro saßen, sprach er mich darauf an, dass meine gute Laune nicht echt ist und er sich Sorgen macht. In dem Moment wusste ich nicht, was ich machen und sagen soll. Nach einem kurzen hin und her, haben wir beschlossen, dass ich ein Gespräch mit Psychologen haben werde. Ich ging dann auch zu dem Termin, aber konnte mich nicht öffnen und wusste nicht genau, was ich da soll. Daraufhin haben wir das ganze schnell wieder abgebrochen. Es brachte einfach nichts.

Wenn ich jetzt im nach hinein darüber nachdenke, bin ich davon sehr beeindruckt, dass der besagte Lehrer das gesehen hat und vor allem, dass er mit mir das Gespräch gesucht hat. Das ist nämlich leider nicht selbstverständlich. Es erinnert mich etwas an das Thema Mobbing. Davon habe ich in letzter Zeit viel gesehen und gehört und es häuft sich langsam. Da ist es nämlich auch so, dass kaum jemand etwas dagegen unternimmt. Die meisten gucken einfach zu und halten sich raus. Das ist wirklich ein Thema, welches mich sehr wütend macht, aber das ist ein anderes Thema.

Das Gespräch mit den Psychologen hat mich allerdings nicht komplett kalt gelassen. Nach dem Gespräch habe ich mich noch öfter gefragt, wer ich eigentlich bin und ich habe mir sozusagen beigebracht, wie man das ausstrahlt, was man fühlt. Anfangs habe ich einfach verschiedene Emotionen ausprobiert, um dafür ein Gefühl zu bekommen. Später habe ich mich dann immer wieder, wenn ich alleine war, vor den Spiegel gestellt und habe probiert in mich hineinzugucken. Dann habe ich probiert herauszufinden, wie ich mich fühle und daraufhin habe ich dann probiert, dass ich diese Gefühle gestikuliere. Es war am Anfang wirklich schwierig und ich fing automatisch immer wieder an zu lächeln. Das wollte ich aber nicht, weil ich nicht glücklich war. Zudem habe ich mich auch immer wieder hingesetzt und habe probiert herauszufinden, wer ich eigentlich bin.

Mit viel Training habe ich es dann geschafft, mich so zu verhalten, wie ich mich fühle. Ich bin zwar immer wieder kurz in das alte Muster gefallen, aber habe es schnell gemerkt und habe wieder daran gearbeitet. Es ging jetzt lange gut, aber jetzt mache ich es schon wieder, weil die schlechte Stimmung schon so lange anhält. Das kann so einfach nicht weitergehen. Ich will wieder lächeln und leben. Jetzt muss ich aber erstmal wieder einmal daran arbeiten, das zu zeigen, was ich fühle. Auch wenn es andere und dadurch auch mich, verletzt.

Tanja Verfasst von:

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