Leben selbst in die Hand nehmen

Manche glauben, dass alles, was passiert, so vorherbestimmt ist. Ganz nach dem Motto „Was passieren soll, wird passieren.“. Das würde ich nicht einfach unterschreiben. Wenn man nichts tut, passiert auch nichts. Man steht dann ewig auf derselben Stelle und kommt nicht vorwärts. Das sollte wohl nicht der Sinn des Lebens sein. Man sollte sein Leben selber in die Hand nehmen.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich alles so hinnehmen würde, wie es kommt, wäre ich entweder sehr unglücklich oder tot. Dann hätte ich nämlich nicht gegen die Suizidgedanken und Suizidversuchen angekämpft. Ich hätte dann geglaubt, dass es so kommen sollte und ich wohl nicht mehr leben sollte. Das wäre schrecklich. Ich wäre dann seit ungefähr 9 Jahren tot. So viel hätte ich verpasst. Es gibt natürlich Ereignisse, die ich nicht unbedingt durchlebt haben müsste, wenn es nach mir geht. Allerdings gibt es auch viel Schönes, was ich verpasst hätte. 

Bei Krankheiten oder Symptomen wie zum Beispiel einer Erkältung, Kopfschmerzen oder Halsschmerzen, kann man nichts unternehmen und es geht wieder weg ohne, dass es einen Schaden hinterlässt. Bei dem Borderline Syndrom ist das nicht so einfach. Stell dir vor, dass du einen offenen Bruch hast. Wenn du nicht etwas unternimmst und dir von einem Arzt einen Gips machen lässt, wächst es eventuell wieder falsch zusammen und du trägst einen dauerhaften Schaden davon, solltest du ihn dir nicht wieder richten lassen. So ist es bei Borderline auch. Wenn du nicht etwas unternimmst, wenn du zum Beispiel einen Anfall hast, kann es passieren, dass du dir etwas antust, was du eigentlich gar nicht möchtest und das hinterlässt Spuren. Inneren Spuren sind nahezu garantiert. Eventuell sogar Spuren, die von außen sichtbar sind, wie zum Beispiel Narben. 

So ist es auch bei Downphasen. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich da nicht wieder herauskomme, wenn ich nicht etwas dagegen unternehme. Ich kann monatelang eine Downphase habe oder ich entkomme der Downphase nach ein paar Tagen. Es liegt ganz an mir. Natürlich ist es nicht immer einfach, etwas dagegen zu unternehmen.

Man ist Antriebslos und Lustlos. Meistens von dem Gefühl begleitet, dass man keine Kraft für irgendwas hat. Dann sollte man an die Zeiten außerhalb der Downphasen denken. Die können sehr schön und produktiv sein. Wenn dir dann klar wird, dass du nicht in einer Downphase leben möchtest, bekommst du etwas mehr Kraft. Dann liegt es ganz alleine dir, was du mit der Kraft machst. Entweder nutzt du sie, um dich aus der Phase wieder herauszuholen oder du nutzt sie, um zum Beispiel mal wieder den Abwasch zu machen oder die Wäsche zu waschen. Nach der Tätigkeit ist allerdings deine Kraft wieder verbraucht und du kommst nicht vorwärts.

„Jeder ist seines Glückes Schmied“ – Appius Claudius Caecus

Diese Redensart gibt es schon ewig und nahezu jeder hat davon wahrscheinlich schon mal gehört. Es gibt sehr viele Beispiele, mit denen man das erklären könnte. Zum Beispiel schaffst du die Schule wahrscheinlich nicht, wenn du dafür nicht selber lernst. Oder nach der Schule bekommst du wahrscheinlich keinen Ausbildungsplatz, wenn du dich nicht bewirbst. Du wirst keine Freunde haben, wenn du nicht irgendwie mit anderen Menschen in Kontakt trittst. So ist es auch beim Borderline. Wenn du nichts dagegen unternimmst, wirst du es wohl nie in den Griff bekommen und es wird dich dein ganzes Leben begleiten und kontrollieren. Ist das wirklich das, was du willst? Also ich will das nicht!

Wenn es dir also wieder schlecht geht, denke daran, dass das Leben viel schöner sein könnte. Du musst dir bloß einen Schubs geben und etwas dagegen unternehmen. Von alleine passiert da nichts oder es dauert wohl ewig. Wenn dir etwas nicht gefällt, ändere es! 

 

Tanja Verfasst von:

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