Ich bin hässlich. Mein Versagen ist vorprogrammiert. Ich verdiene es zu leiden. Man kann mich nicht lieben. Alles, was man falsch machen kann, mache ich falsch. Jeder ist besser als ich. Ich bin an allem Schuld. Andere Menschen verdienen jemand besseren als mich. Ich darf nicht glücklich sein. Komplimente, die an mich gerichtet sind, sind gelogen. Ich habe kaum Freunde. Beziehungen mache ich immer schnell kaputt. Mein Leben hat keinen ersichtlichen Sinn. Ich kann nicht damit umgehen, jemanden oder etwas zu verlieren. Die Schmerzen, die ich mir zufüge, sind berechtigt und ich verdiene sie.
All das können Gedankengänge von einer Person sein, die Selbsthass empfindet. Es sind schlimme Gedanken, die einem die Lebenslust und den Spaß am Leben nehmen. Ich hatte früher genau solche Gedanken. Tag für Tag. Heute kommen sie zwar bei Anfällen immer noch durch, aber zum einen nicht mehr so schlimm und zum anderen viel seltener. Ich akzeptiere mich so wie ich bin und liebe sogar einiges an mir. Wenn du dich in den vorherigen Gedanken wiedergefunden hast, möchte ich dir gerne dabei helfen, damit besser umzugehen oder den Kampf sogar zu gewinnen.
Selbsthass ist nichts, was man von Geburt an fühlt. Das ist etwas, was man sich mit der
Zeit aneignen. Aus diesem Grund kann man es sich auch wieder abgewöhnen. Manchen kommt es vielleicht so vor, als ob sie es nicht anders kennen. Das ist gut möglich, weil sich der Selbsthass oft im Kindesalter entwickelt. Du hast als Kind wahrscheinlich oft hören müssen, was du alles falsch gemacht hast oder wurdest vielleicht in der Schule (oder sonst wo) gemobbt. Eventuell hast du auch zu wenig Liebe zu spüren bekommen. Das sind die häufigsten Ursachen für die Entwicklung von Selbsthass. Es war also wahrscheinlich nicht mal deine Schuld, dass du Selbsthass fühlst.
Ich möchte dir hier jetzt nicht zeigen, wie du dich ändern sollst. Du sollst dich nämlich nicht von Grund auf ändern. Jeder Mensch ist auf seine eigene Art und Weise jemand ganz Besonderes und das sollst du nicht verlieren. Das wirst du jetzt vielleicht anders sehen, aber vielleicht stimmst du mir irgendwann doch zu. Selbsthass kann man nicht von heute auf morgen bekämpfen. Das ist ein Prozess. Dein aktueller Stand ist „Selbsthass“. Wir möchten durch den Hindernisparcours der „Selbstakzeptanz“ gehen, um dann bei der „Selbstliebe“ anzukommen. Die Selbstliebe ist unser endgültiges Ziel.
Als Erstes sollten wir lernen uns so zu akzeptieren, wie wir sind. Dafür müssen wir herausfinden, woran wir arbeiten müssen. Also hole dir am besten einen Zettel und einen Stift und mache dir eine Liste. Diese Liste soll nicht unendlich lang werden. Setze dir ein Limit von 10 Sachen, die du an dir hasst. Dabei spielt es keine Rolle, ob es etwas an deinem Körper oder eine Eigenschaft ist. Priorisiere deine Punkte. Schreibe erst auf, was du am meisten an dir hasst und als Letztes das, was du am wenigstens hasst. Lasse dir dafür Zeit. Es ist vielleicht nicht so einfach, sich auf nur 10 Sachen zu beschränken.
Wenn du die Liste geschrieben hast, bist du schon einen sehr großen Schritt weitergekommen. Du weißt jetzt, auf was du dich konzentrieren musst. Jetzt gehe die Liste nochmal durch und sortiere sie in zwei Kategorien. Du kannst es zum Beispiel farblich markieren, damit du es deutlich erkennen kannst. Die eine Kategorie ist die mit den Sachen, die du ändern kannst und die andere Kategorie ist die mit den Sachen, die du nicht ändern kannst. Jetzt weißt du, an welchen Sachen du arbeiten kannst und welche du lernen kannst zu akzeptieren.
Arbeite die Liste Stück für Stück ab. Kümmere dich nicht um alles gleichzeitig. Dadurch siehst du deine Erfolge langsamer und das könnte dich demotivieren und dich wieder in den Selbsthass schubsen.
Zusätzlich solltest du lernen deine Gedanken auf die positiven Sachen in deinem Leben zu lenken. Setze dich jeden Abend oder jeden Morgen hin und schreibe 3 Sachen auf, die dir an dem Tag bzw. am Vortag gefallen haben. Was hat dich zum Lachen gebracht? Wofür bist du dankbar? Wer hat dir eine Freude gemacht?
Wenn du das regelmäßig machst und Stück für Stück deine Liste abarbeitest, solltest du an dein Ziel kommen. Sollten wieder mehr negative Gedanken aufkommen, ist das gar nicht schlimm. Dann erinnerst du dich einfach an die Erfolge, die du schon im Leben hattest und konzentrierst dich so wieder auf das Positive. Du kannst dir gerne eine Liste schreiben mit deinen Stärken und Erfolgen, die du im Leben hattest. Die kannst du dir dann immer wieder durchlesen und dich selber motivieren und kannst sie natürlich immer weiter vervollständigen.
Denke auch daran dich immer wieder zu belohnen indem du dir etwas Gutes tust. Wenn du zum Beispiel einen Punkt auf deiner Liste verändert oder akzeptiert hast, kannst du dich belohnen. Oder zum Beispiel, wenn du eine Woche lang jeden Tag aufgeschrieben hast, was dir an dem Tag gefiel.
Zum Schluss möchte ich mich jetzt noch explizit an die Menschen wenden, die sich durch den Selbsthass Leid zufügen. Dabei spielt es keine Rolle auf welche Art und Weise du das machst. Sei es durch nichts Essen, ritzen, erhöhter Drogenkonsum, bewusstes zerstören von Beziehungen jeglicher Art (Selbstsabotage) oder jeder anderen erdenklichen Art und Weis. Also egal ob physisch oder psychisch.
Setze dich hin und überlege genau, was für Leid du dir alles antust und wieso du es tust. Bist du wirklich der Grund dafür oder vielleicht einfach die Art und Weise, wie du aufgewachsen bist? Lasse den Hass den du zum Beispiel eigentlich eher anderen Gegenüber fühlst nicht an dir selber aus. Du kannst nichts dafür und du und dein Körper verdienen es nicht, nur zu leiden, weil andere Menschen dich schlecht behandelt haben. Als Kind kann man sich selten aussuchen, wie und wo man aufwächst. Jetzt bist du an dem Punkt, dass du aus deinem Selbsthass Selbstliebe machen möchtest. Ich kenne dich zwar wahrscheinlich nicht, aber ich bin mir sehr sicher, dass du es verdienst glücklich zu sein und geliebt zu werden. Denke bitte immer daran. Ich habe auch sehr lange geglaubt, dass ich für niemanden gut genug bin und mich nie jemand wirklich lieben wird. Das ist aber nicht wahr. Wenn du lernst dich selbst zu lieben, wirst du auch sehen können, dass du Menschen in deinem Leben hast, die dich so mögen oder sogar lieben, wie du bist. Bleib stark. Durch das Lesen dieses Beitrags bist du einen sehr großen Schritt vorwärtsgekommen. Jetzt kommt es auf dich an. Du schaffst das.
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